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Weihnachten 2023.
Nach dem klassischen Festmahl von Garnelen und Krabben in Mayonnaise auf Brötchen kamen wir zum interessanten Teil des Abends.
Der Bescherung.
Mein Mann überreichte mir ein Päckchen von der Größe eines Schuhkartons.
Als ich ihn entgegennahm, fühlte er sich für meine Erwartungen zu leicht an.
Doch so leicht ließ ich mich nicht täuschen.
Ich erwartete einen Dyson-Airwrap.
Ein, eigentlich völlig überteuertes, technisches Spielzeug für Frauen mit langen Haaren, um damit bezaubernde Frisuren zu zaubern.
Immerhin hatte ich im November und Dezember von nichts anderem gesprochen.
Finanziell war es nicht drin. Immerhin hatte ich mich vor 7 Monaten selbstständig gemacht und die Umsätze kamen noch sehr unregelmäßig.
Aber ich wusste, mein Mann hatte die dicke Keule mit dem Zaunpfahl verstanden.
In Gedanken sah ich mich schon vor dem Spiegel Löckchen kreieren, um damit vor meiner Kamera rumzuhopsen.
Der nächste YouTube-Star.
Doch es kam anders. (Auch das mit Youtube.)
Als ich das Päckchen öffnete, sah ich etwas Braunes, Lederartiges.
Zuerst konnte ich mir keinen Reim darauf machen.
Dann fiel der Groschen.
So laut hatte ich meinen Groschen noch nie fallen gehört.
Meine Augen weiteten sich, wie die, von den süßen Anime Comic Figuren.
Und sie leuchteten.
Sie leuchteten und strahlten in so einer Intensität, ich hätte sie als Taschenlampe benutzen können.
Ein wilder Hengst ritt über mein Herz.
Voller Ehrfurcht strichen meine zittrigen Finger über den braunen Einband.
Darauf ein Emblem aus Metall.
Zwei Schlangen, die miteinander verschlungen waren und sich gegenseitig in den Schwanz bissen.
„Die unendliche Geschichte.“
Eine Sonderausgabe von 1979 vom Thienemann Verlag in Stuttgart (laut Impressum eine Erstausgabe).
Eine Träne löste sich aus meinem Auge.
Mein Hals schnürte sich zu und ich versuchte, den Kloß loszuwerden.
Doch er fühlte sich zu wohl in meinem Hals.
Wow.
Dieses Geschenk war für mich nicht einfach ein Buch, es war eine Liebeserklärung. Schöner als alle Liebeserklärungen, die ich bis dahin bekommen hatte.
Ich erinnerte mich, dass ich im Sommer davon gesprochen hatte.
Im Leben konnte ich mir nicht vorstellen, dass mein Mann das noch wusste.
Nicht nur, dass er mir zugehört hatte, als ich darüber sprach, sondern er hatte sich auf die Suche nach dem Buch gemacht und es gefunden.
Wenn das keine Liebeserklärung ist, die es in sich hat.
Doch warum erzähle ich das?
Als ich mir das Buch ansah, bemerkte ich, dass die gesamte Gestaltung des Buches zusammenhing.
Das Emblem des Auryn.
Alle Kapitel waren so angelegt, dass der erste Satz mit den Buchstaben des Alphabetes anfing (Von A-Z).
Jeder Buchstabe war wunderschön illustriert.
Die Schrift ist zweifarbig gedruckt worden. Einmal in Rot für die Erlebnisse Bastians in der Menschenwelt und einmal in Grün für die Geschichte in Phantasien.
Jedes Detail des Buches schien aufeinander abgestimmt.
Und da ging mir ein Licht auf.
Wenn wir von Buchgestaltung oder Buchdesign reden, sehen viele nur das coole Cover oder den Buchsatz.
Aber eine gute Buchgestaltung fängt mit dem allersten Funken an:
Der Idee.
Und sie endet bei der Veröffentlichung.
Alles, was dazwischen liegt, gehört dazu und es ist schade, dass nicht mehr Bücher so gestaltet sind.
Und ich hatte noch eine Eingebung.
Ich wollte nicht nur, was mit Lektorat machen.
Ich wollte Bücher gestalten.
Den Autoren da draußen etwas in die Köpfe pflanzen, was größer war als: Schreiben, Lektorat, geiles Cover, fertig.
Deswegen habe ich die Säulen guter Buchgestaltung neu definiert.
Hier sind sie:
Auf das Drängen seines Verlegers, er möge doch mal wieder eine Geschichte schreiben, zog Michael Ende einen Schnipsel aus einer Box.
Darauf stand: „Ein Junge gerät beim Lesen einer Geschichte buchstäblich in die Geschichte hinein und findet nur schwer wieder heraus.“
Das war die Idee zur „Unendlichen Geschichte.“
Als die Geschichte beim Schreiben immer länger und umfangreicher wurde, hatte Ende die Vision, dass das Buch wie ein Zauberbuch gestaltet werden sollte.
Letztendlich hatte die erste Auflage einen Seideneinband. Die Erzählungen in den Welten waren zweifarbig.
Natürlich kam Ende die Idee mit dem „Zauberbuch“ erst, als er verstand, dass sein Buch nicht mal eben 100 Seiten hatte, sondern die Reise durch Phantasien wesentlich länger dauerte.
Doch mit der bloßen Idee fing alles an.
Und so fängt auch der Prozess der Buchgestaltung mit der Idee an.
Wenn du Probleme hast, gute Ideen zu finden, hilft dir meine Ideen Werkstatt weiter.
Ob du nun jemand bist, der sorgfältig seine Geschichten plant oder nicht, spielt keine so große Rolle.
Aber immer hast du einen Fahrplan im Kopf, bevor du anfängst zu schreiben.
Vielleicht hast du sogar einen Titel im Kopf (solltest du) und ein ungefähres Cover.
Eine Autorin kreuzte meinen Weg, die mir sagte, bevor sie anfing zu schreiben, hätte sie den Titel und das Cover.
Das würde ihr beim Visualisieren helfen.
Und genau darauf kommt es an.
Wir Menschen denken immer in Bildern und deine Worte müssen deinem idealen Leser das bestmögliche Bild in den Kopf pflanzen.
In Endes Geschichte spielt ein Amulett eine besondere Rolle: Auryn und ist das Zeichen der kindlichen Kaiserin.
Jeder der es trägt, steht unter dem Schutz der Kaiserin.
Aber der Träger muss bestimmte Anforderungen erfüllen (Ich will nicht zu viel verraten, falls du die Geschichte lesen willst).
Auryn besteht aus zwei Schlangen, die sich gegenseitig in den Schwanz beißen und symbolisieren zwei Welten: die reale Welt der Menschen und Phantasien.
Beide Welten können ohne die andere nicht existieren.
Bei jeder Ausgabe und Auflage ist auf dem Cover das Amulett zu sehen.
Es ist ein Symbol geworden für die „Unendliche Geschichte“.
Jeder Hauptcharakter (die Kaiserin, Atrèju, Bastian) trägt dieses Amulett.
Und jede dieser Figuren reagiert und agiert anders, wenn sie Auryn tragen.
Und Auryn selbst zählt zu den Charakteren, auch wenn es ein Gegenstand ist. Es hat einen besonderen Einfluss auf alles in der Geschichte.
Und somit tragen deine Charaktere entschieden zur Gestaltung deines Buches bei.
Wenn du einen Thriller schreibst, treibt dein Bösewicht den Plott und somit die Geschichte voran. Würdest du bei einem Serienkiller ein Cover mit Blümchen nehmen?
Eher dunkle Rosen von Blut überlaufen.
Während du schreibst, solltest du an nichts anderes denken als an deine Worte.
Es wird nichts gelöscht und nichts korrigiert.
Im Idealfall.
Natürlich entspricht kein Mensch einem Ideal und das ist gut so, also schreib, so wie du es am besten kannst.
Aber:
Beobachte dich selbst.
Wenn du schreibst, denkst du in Worten?
Oder in Bildern?
Ich weiß, hatten wir oben schon.
Aber das ist wichtig, deshalb erwähne ich es hier nochmal.
In dir läuft der gleiche Film ab, wie bei deinem Leser.
Nutze diese Macht.
Schreib zwischendurch alles auf, was dir zu deiner Gestaltung einfallen könnte.
Egal ob es im ersten Moment gut oder schlecht ist.
Aussortieren kannst du später noch.
Wenn du eine Liebesgeschichte schreibst, in der dein Held (Achtung Klischee) seiner Heldin auf dem Eiffelturm seine Liebe gesteht, könntest du überlegen, ein Cover daraus machen zu lassen, oder den Eiffelturm als Farbschnitt gestalten lassen.
Und auf dem Cover etwas anderes.
Wenn deine Geschichte im Ofen ist und vor sich hin gart, wirst du mit anderen Dingen beschäftigt sein. Vielleicht brütest du über deinem nächsten Buch oder du machst eine Pause.
Egal, was du machst, dein Unterbewusstsein wird sich weiterhin mit deiner Geschichte beschäftigen.
Das ist ein wichtiger Prozess, denn wenn du deinen Hauptfokus nicht mehr darauf legst, sondern dein Unterbewusstsein arbeiten lässt, kommen dir die besten Einfälle.
Jeder der unter der Dusche die Idee für ein Buch hatte, weiß was ich meine.
Nach dem Reifeprozess holst du dein Manuskript aus der virtuellen Schublade und wirst es nach und nach überarbeiten.
Eins solltest du dabei griffbereit haben, deine Einfälle aus dem Unterbewusstsein.
Also schreib alles auf, was dir einfällt.
Auch zur visuellen Gestaltung.
Vielleicht hattest du eine Eingebung zu einem besonderen Ort.
Oder zu einem Symbol, wie das Auryn in der „Unendlichen Geschichte“.
Vielleicht gehst du auch anders herum vor.
Du siehst eine schöne Gestaltung und möchtest so etwas Ähnliches auch haben.
Also wirst du das, was dafür notwendig ist, in deine Geschichte einbauen oder nachträglich ändern.
Und somit wird die Überarbeitung ein wesentlicher Teil deiner Gestaltung.
Ein optionaler Schritt. Mit Feinschliff meine ich das Lektorat.
Wenn du über einen Verlag veröffentlichst, wird der Verlag das übernehmen, wenn du Selfpublisher bist, musst du dich selbst drum kümmern.
Es gibt Autoren, die ohne Lektorat veröffentlichen und ich werde dir hier keine Predigt über eine Notwendigkeit halten.
Gute Autoren auf dem Weg zur Meisterschaft, die keine Lektorin haben, haben trotzdem Erfolg mit ihren Büchern.
Es ist eine Entscheidung, die du und dein Geldbeutel treffen.
Aber weiter im Text.
Was kann die Lektorin denn für eine Gestaltung tun?
Ihr werden Dinge auffallen, die dir nicht auffallen.
Vielleicht zieht sich eine Metapher durch das Buch, welche du nicht gesehen hast, aber unterbewusst eingebaut hast.
So etwas lässt sich gut verwenden für Cover und für deine Marketingstrategie.
Deshalb solltest du bei einem Lektorat anfragen, ob dein Lektor darauf achten könnte und sich nebenbei Notizen macht.
Meistens sind Lektoren, egal ob frei oder beim Verlag angestellt, auch oft für das Marketing zuständig.
Und du glaubst gar nicht, was ihnen alles so einfällt.
Deshalb mach ruhig darauf aufmerksam und lass sie ein paar Stichpunkte aufschreiben, die du nicht bemerkt hast. Daraus kannst du deine Ideen weiterspinnen.
Jetzt kommt der schönste Teil der ganzen Gestaltung.
Das Buchcover.
Egal ob du selbst Profi bist oder jemanden engagierst, dass Cover spiegelt deine Geschichte in einem Bild.
Das berühmte Zitat: „You can’t Judge a Book by the Cover“ stammt aus einem Bluessong von Willie Dixon und übersetzt heißt es: Du kannst nicht über ein Buch urteilen nur anhand des Covers.
Oder freier übersetzt (und so in dem Song gewollt): Du sollst nicht nur über etwas urteilen anhand des Aussehens.
Doch jetzt kommt der Haken an der Sache: Unser Gehirn ist so gestrickt.
Wenn du einen Menschen kennenlernst, trifft unser Gehirn innerhalb von Millisekunden die Entscheidung, ob wir jemanden mögen oder nicht.
Natürlich kann sich das im Laufe der Zeit wieder ändern, aber diese Millisekunden sind auch dafür entscheidend, wenn dein Leser dein Buch in einer Buchhandlung sieht.
Oder im Onlineshop.
Oder bei Social Media.
Auch wenn uns das nicht gefällt. Es ist eine Tatsache.
Natürlich kann sich die Meinung deiner Leser über dein Buch ändern, wenn sie zum Beispiel eine positive Rezension lesen oder von einem Freund eine Empfehlung bekommen.
Aber die erste Reaktion findet visuell statt.
Deswegen ist hier die Brücke von Inhalt zu Cover besonders wichtig und einer der Gründe, warum du dir darüber vor, während und nach dem Schreibprozess Gedanken machen solltest.
Schon als Kind steckte ich meine Nase ständig in Bücher.
Ich liebe bis heute die Bilder und die Welten, die mir das Lesen eröffnet.
Und natürlich faszinierte mich ein Buch, was den Titel: „Die unendliche Geschichte“ trägt.
Wow, dachte ich, eine Geschichte, die niemals endet.
Was für eine fantastische Vorstellung.
In Wirklichkeit gibt es nach Einstein nur zwei Dinge, die unendlich sind: Das Universum und die menschliche Dummheit, aber das ist ein anderes Thema.
Aber alleine der Titel repräsentiert die Reise von Bastian durch Phantasien.
Und jedes Cover und jedes Element bei jeder Ausgabe sind abgestimmt auf den Titel und bilden eine Einheit.
Keins von beiden existiert ohne das andere.
Die Schriftart und die Farbgestaltung sind ebenso wichtig, wie die Länge des Titels und die Wucht dahinter.
Viele sind der Meinung, dass der Titel erst nach dem Schreiben feststehen sollte.
Andere haben die Ansicht, dass ein Arbeitstitel das Schreiben erleichtert und es gibt Autoren, die legen den Titel fest und bauen darum die Geschichte.
Ähnlich einer Prämisse, nur viel kürzer.
Egal, wie du es machst, der Titel und der Inhalt müssen aufeinander abgestimmt sein.
Ich hoffe, ich konnte dir zeigen, dass es Sinn macht sich schon während der ersten Idee Gedanken um das Äußere deines Buches zu machen.
Schreiben und Gestaltung gehen Hand in Hand.
Am besten siehst du so etwas bei Sachbüchern, Ratgebern oder Kochbücher.
Ich hatte mal ein japanisches Kochbuch in der Hand, dass einen Umschlag aus Bambus hatte und eine japanische Buchbindung.
Geiler Scheiß.
Ein trockenes Mathebuch hat ein trockenes Cover und einen trockenen Titel. Es soll ja auch keinen Spaß machen Mathe zu lernen. (Vorsicht Ironie)
Ernsthaft. Ich glaube, wenn Lehrbücher schönere Gestaltungen hätten, würden viele Kinder viel besser in der Schule sein.
Wenn du noch kein Buch geschrieben hast, kannst du dir in meinem Artikel Anregungen holen, wie das geht.
Und jetzt:
Schreib mir unten in die Kommentare: Wie gehst du an die Buchgestaltung ran?
Liebe Grüße, deine Ani.
Hole dir meine täglichen Tipps, um dir nachhaltig dein belletristisches Imperium aufzubauen.
Kein Spam, versprochen.
Sie ist Lektorin, Ghostwriter und Autorin, gibt Kurse im kreativen Schreiben für Kinder und arbeitet für den größten Buchhändler im DACH-Raum. Durch ihre Hand gehen die Bestseller und die Lowseller.
Vor 15 Jahren hat sie angefangen zu schreiben. Die ersten Manuskripte und Novellen landeten in der Schublade. Sie fing an, ihre Methode zu hinterfragen und richtete ihr Ziel neu aus: mit ihren Büchern Geld verdienen.
Heute verdient sie Geld als Ghostwriter für Erotik und als freie Lektorin. Auf ihrem Blog, in ihrem Newsletter und in ihren Coachings gibt sie ihr Wissen an angehende Schriftsteller weiter und hat den Anspruch, mit ihnen ihr belletristisches Imperium aufzubauen.
P.S. Wenn du das hier liest, solltest du dich zum Newsletter anmelden ;).